Rotes Luch Tiergarten

Das rund 1222 Hektar große FFH-Gebiet Rotes Luch Tiergarten umfasst das größte Niedermoor Ostbrandenburgs. Es erstreckt sich auf einer Länge von elf Kilometern zwischen Waldsieversdorf und der Siedlung Heidekrug, vom Zentrum bis in den äußersten Südwesten des Naturparks Märkische Schweiz. Eingeschlossen ist das im Norden an der Eberswalder Chaussee liegende und seit 1990 bestehende Naturschutzgebiet Tiergarten sowie die Flächennaturdenkmale „Trockenhänge Bergschäferei“ und die am Südrand liegenden Eichen-Hainbuchenwälder des „Heidekrug“. Das Rote Luch gehört als nacheiszeitliche Schmelzwasserabflussrinne mit den sich im Süden anschließenden FFH-Gebieten Maxsee und Löcknitztal zur Urstromebene der Spree.

Prägendes Element im Gebiet ist der überwiegend sehr stark ausgebaute Stobberbach, der hier seinen Ursprung hat. Bereits in Urkunden aus dem 13. Jh. wurde der das Rote Luch entwässernde Wasserlauf erwähnt, der ursprünglich am Ostrand des Moores verlief (DRIESCHER 1996). Durch die Vertiefung des Buckower Kessels nach Abschmelzen der Gletscher entstand im Roten Luch eine Talwasserscheide, die heute etwas südlich der Bahnstrecke Berlin-Kostrzyn (PL) liegt. Von dieser äußerst geringen Erhöhung aus fließt der Stobber in zwei entgegengesetzte Richtungen ab - durch die Märkische Schweiz über die Oder in die Ostsee und mit einem durchschnittlichen Gefälle von 0,2 ‰ (Gewässerentwicklungskonzept (GEK) Löcknitz 2015) über Spree und Elbe in die Nordsee.

Durch Melioration ist der Moorkörper des Roten Luches stark trockengelegt und zersetzt worden. Das Rote Luch wurde etwa ab dem Jahr 1784 urbar gemacht und zum Torfabbau genutzt. Die Nutzung wurde durch Anlage einer Vielzahl von Gräben und wahrscheinlich auch des heutigen Hauptgrabens ermöglicht (DRIESCHER 1996). Frühe Aufzeichnungen des Roten Luchs deuten darauf hin, dass der Stobber nahe der Wasserscheide ursprünglich keinen definierten Gewässerlauf besaß. Im Rahmen des o. g. GEK erfolgte eine Moorbodenkartierung des Roten Luchs südlich der Bahnlinie. Diese zeigt, dass im zentralen Teil tiefgründige, homogene Torfkörper aus schwach bis stark zersetztem Torf vorliegen, während im Bereich Heidekrug der Torf meist flachgründig und mittel bis stark zersetzt ist (GEK Löcknitz). In den 60er Jahren wurde die Entwässerung durch neue Maßnahmen noch einmal verstärkt.

Die Wiesen beidseitig des Stobber sind durch Entwässerung und Nutzung stark überformt. Sie konnten aktuell keinem geschützten Lebensraumtyp der FFH-Richtlinie zugeordnet werden. Zentraler Schutzgegenstand sind daher die artenreichen, naturnahen Laubwälder mit Orchideenvorkommen im Randbereich des Niedermoores (Tiergarten und Heidekrug, Lebensraumtyp 9160). Teilbereiche des Stobber, angrenzende Hochstaudenfluren und Auenwälder erhielten weiterhin einen Lebensraumtyp-Status, ebenso das FND „Trockenhänge Bergschäferei“. Hier ist auch der umgebende historische Bauernwald bemerkenswert. Die durch Beweidung und Waldwirtschaft vor 150-200 Jahren entstandenen, beeindruckenden Schirmeichen und –kiefern sind heute noch zahlreich vorhanden. Zu den weiteren Schutzgütern im FFH-Gebiet Rotes Luch Tiergarten zählen die Anh. II-Arten Biber, Fischotter, Bitterling, Schlammpeitzger und Steinbeißer. Die nach Anh. I der Vogelschutzrichtlinie geschützten und typischen Wiesenbrüter-Arten wie der Wachtelkönig sind in den letzten Jahren auf Grund der intensiven Nutzung aus dem Gebiet verschwunden.

Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe konnte im FFH-Gebiet 160 Hektar Fläche erwerben. Der überwiegende Teil sind Wiesen in der Niederung, die extensiv bewirtschaftet oder sofern möglich an kleineren Quellmoorstandorten wieder vernässt werden. Rund elf Hektar liegen im NSG Tiergarten. Durch die frühere Nutzung als Wildgatter konnte sich der Wald hier bereits seit Jahrhunderten weitgehend frei von forstwirtschaftlichen Eingriffen entfalten und eine schützenswerte Krautschicht entwickeln. Alt- und Totholz dienen als Unterschlupf für Vogel- und Insektenarten.

Die malerische Wald- und Wiesenlandschaft lässt sich gut von Waldsieversdorf aus (Nordteil) erwandern. Nahe dem Gasthaus "Altes Forsthaus" führt ein Weg am hier noch ursprünglichen Stobber entlang über die „Kälberwiese“ in den Tiergarten. Von hier aus gelangt man geradeaus zu den Trockenhängen an der Bergschäferei oder biegt links ab auf den europäischen Fernwanderweg E 11, der am Westrand des Moores bis zur Bahnlinie führt und dann nördlich der Bahn weiter nach Garzau und Herrensee. Um nach Waldsieversdorf zurück zu gelangen queert man das Luch nach etwa 2 km Richtung Moorhof und folgt der Straße zum Roten Luch nach Norden (Rundwanderung insg. ca. 5 km). Vom nahegelegenen Trümmerberg nördlich der Bahn lässt sich die Landschaft des Rotes Luchs gut überblicken (Zugang neben Zufahrt Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg e.V.). Zur Erkundung des Südteiles eignet sich eine Wanderempfehlung des Kultur- und Tourismusamt Märkische Schweiz. Ausgangspunkt ist hier der Bahnhof Rehfelde.

Links / Literatur:

Erhaltungszielverordnung Märkische Schweiz

Kartenskizze (1 MB)

Lebensraumtypen und Arten (80 KB)

Wanderempfehlung des Kultur- und Tourismusamtes

Gewässerentwicklungskonzept (GEK) Löcknitz 2015

NABU Naturerbe Gebietssteckbrief

Gasthaus Altes Forsthaus

E 11 Brandenburg - 13. Etappe

DRIESCHER, E. (1996): Siedlungsgeschichte und anthropogene Veränderungen an den Gewässern im Einzugsgebiet der Löcknitz. Gewässerökologie Norddeutschlands 3/1996. S. 15-22.

Adresse

15377 Waldsieversdorf

Gebiet

  • Naturpark Märkische Schweiz

Kategorien

  • FFH-Gebiet